Die Nachricht. Eines Tages lag der Brief in der Küche mit der Ankündigung des Begehungstermins des Schätzers…, längerer schwarzer Tunnel…. aber dann…
Irgendjemand hat eine Mail in den Verteiler geschrieben, ich glaube Mateo, mit Versteigerungstermin. Ich hab das gelesen und mir ist heiß und kalt und schlecht geworden.
Dann trudelte plötzlich aus dem Nichts eine Mail von unserer Hausverwaltung ein – geschickt an Mateo und mich. Mit einem Termin für den Besuch eines Gutachters auf dem Gelände zum Zwecke der Teilungsversteigerung. Das war irgendwann im Herbst/Winter 2018.
Angst, ein Schlag in die Magengrube, Wut.
Im Januar 2019 war der Gutachter da. Dann kam der Termin: 13.11.2019.
Wir hatten noch ein gutes halbes Jahr Zeit bis dahin. Was können wir machen. Vor allen Dingen, wie sollen wir das alles schaffen? Wo und wie fangen wir an?
Erst mal große Verunsicherung und Verzweiflung! Natürlich die Frage, inwieweit wir da mithalten können auf finanzieller Ebene… bei so einem Filetstück am See … Berlin-nah mit Villa…. vorherige Bemühungen zu kaufen sind ja (neben Desinteresse) an absurden Preisvorstellungen gescheitert. … Werden wir überhaupt ernst genommen?
Also erst mal Panik… dann auch Unsicherheiten, ob wir das als Gruppe schaffen können, wir uns aufeinander verlassen, wenn es ans Eingemachte geht… Wollen wir alle das Gleiche?
Als ich erfuhr, dass unser Gelände in die Versteigerung gehen sollte , habe ich Herzrasen bekommen. Panik, dass wir es nicht schaffen würden, uns im Gruppenprozess verlieren, nicht schnell genug sein könnten, uns ein Immobilienhai mit einem Extra-Deal das Gelände vor der Nase wegschnappen könnte – und andererseits die VAGE HOFFNUNG VON DER CHANCE, AUF DIE WIR IMMER GEWARTET HABEN !!!!
Es war in einem Keller, kurz vor dem Konzert einer meiner Lieblingsbands. Ich konnte es zuerst nicht glauben und wusste aber, dass es diesmal ernster war als sonst.
Ein paar Tage später wies ein Freund uns darauf hin, dass wir jetzt bei Immoscout zum Verkauf stehen. Real shit.
Die Verunsicherung war wie ein saures Gefühl im Herzen. Sollte das alles doch so einfach zu Ende sein?
Erst mal “Ui” und dann “Scheiße” und dann “jetzt passiert endlich mal was”. Und dann hab ich angefangen, mir das schön zu reden und ganz viele Möglichkeiten zu sehen, die wir noch haben und was alles passieren kann, damit das gut wird. Am ehesten dachte ich, die kriegen sich wieder ein und die Versteigerung wird wieder abgesagt und alle legen sich wieder schlafen. Aber das gefiel mir gar nicht
Gefühlt: „Schöne Scheiße“
Große Unsicherheit – und Hoffnung Ich habe sehr oft in den darauffolgenden Monaten von der Versteigerung geträumt. Davon, wie der Hammer fällt, zwei Sekunden Stille im Raum und dann ein gemeinschaftlicher Jubel ausbricht, der den Versteigerungssaal erfüllt, wir uns in die Arme fallen und ALLES GUT WIRD.
Es gab von Anfang an nur ein vorstellbares Ende: Wir machen weiter. Sich etwas anderes vorzustellen, hätte Energie und Zeit geraubt.
Ich glaube, ich hab gar nix geglaubt. Eher hab ich die ganzen Aufgaben gesehen, die zu tun sind und mich gesorgt, ob wir genug Zeit haben und alle mitmachen. Ich hatte Angst davor, dass zu viele Menschen nicht dran glauben, dass es gehen kann, oder Angst vor dem Risiko haben, mit großen Zahlen zu hantieren. Aber ich war mir auch sofort sicher: Egal, was dabei raus kommt, so wie’s war, hätte es ja eh nicht bleiben können. Also war das für mich eher ein Startschuss raus aus der Langeweile.
Ja, ich habe an ein Happy End geglaubt. Ich dachte, das müssen wir doch irgendwie hinbekommen als große Gemeinschaft.
Es gab einen tiefen Glauben an ein Happy End – weil es irgendwie nicht anders sein konnte…der Platz gehört zu uns!! Dennoch gab es natürlich auch immer wieder Zweifel…
Mein Kind und ich haben beschlossen, dass das nicht passieren wird, weil es nicht passieren darf. Weil es sonst eine wunderbare Großfamilie zerreißt, die nie wieder irgendwo zusammenfinden wird – und weil wir niemals einen annähernd so guten Platz für uns finden werden.
Monate voller Arbeit – und reden, reden, reden
Ich selber hab hauptsächlich den Berg Arbeit gesehen, den wir vor uns hatten. Ich wollte ALLES dafür tun, was in meiner Macht steht, damit es klappen kann – aber geglaubt hab ich nicht daran. Niemals. Viel zu viele Interessenten tummelten sich um das Gelände. Horden von PrenzlBerger, neureichen Familiengruppen. Teure Autos parkten Wochenende für Wochenende am Gelände – auf einen Spaziergang. Wir selber ein inhomogener Haufen, Leute ohne Geld, dafür mit ner Menge Herz, Illusion und Willen. Und Freunden.
Ich hab auch nicht wirklich dran geglaubt, dass unsere Ideen mit Schenkungen, Fördermitgliedschaften und Darlehen klappen wird. Warum zum Henker sollten uns Leute so viel Geld geben/leihen/schenken?
Trotzdem hab ich mitgemacht, alles dafür zu tun. Und dann trudelten die ersten Euros rein. Erst Schenkungen, dann jede Menge Fördermitgliedsanträge und dann all die Darlehen. Krass! Sollten wir am Ende doch noch so viel Geld zusammen kriegen, dass wir mit steigern können? Das wär´s ja!
Ich kann mich an viele, sehr sehr viele sehr häufige und zum Teil zermürbende Treffen erinnern, in denen wir uns immer wieder am Riemen reißen mussten, um nicht die Geduld und den Mut zu verlieren. Schritt für Schritt zu agieren, alle anderen Themen zu vertagen, niemanden auf der Strecke zu lassen und die unterschiedlichen Taktiken, wie wir vorgehen können, heraus zu finden und zu verfolgen.
Unser chaotischer Haufen hat sich in den ersten Monaten fast ausschließlich damit beschäftigt, unser Beitragsmodell zu festigen und eine Struktur zu kreieren, um auch formell handlungsfähig zu sein, d.h. herauszufinden, wie wir überhaupt gemeinsame Entscheidungen treffen können und wollen.
Damit waren aber sehr grundlegende Bausteine gesetzt, um sich dann um das
unter den Nägeln Brennende zu kümmern.
Wendepunkte. Am Entscheidendsten waren für mich die Wochenenden, an denen wir mit fast allen in stundenlangen Sitzungen über alle wichtigen Schritte und Visionen und Ängste gesprochen haben.
Auch wenn`s manchmal so unglaublich anstrengend war: Wir haben im Nachhinein dabei so viel gelernt. Und unsere SHINE-ON Party und der Zuspruch / die Zuwendung von so vielen Menschen. Natürlich auch die vielen konstruktiven Treffen. Wir haben das große Glück, alle Charaktere im Verein zu haben, die man für einen guten Film mit Happy End braucht.
Für mich gab es da keine entscheidenden Momente, es war eher ein entscheidender Prozess. Wichtig war, immer noch und noch ne Runde zu drehen, bis alle ungefähr verstanden und gemeinsam entwickelt hatten, was der Plan ist, und nie eine kleine Gruppe irgend was entscheiden zu lassen.
Gefühlt war das eher ein Crashkurs in so Fächern wie “Realität”, “Kapitalismus”, “Betriebswirtschaft” und “Immobilienrecht” und nicht immer war ich mir sicher, ob das gehen kann ohne jemanden abzuhängen. Und wir haben Strukturen und Prozesse geschaffen. Hatte ich bis dahin für unmöglich gehalten.
Aber warte, es gab doch zwei entscheidende Momente. Einer war, als ich merkte, dass wir zusammenarbeiten können auf einer Ebene, die ich nicht für möglich hielt. Es war wie die Gallier, die sich jeden Tag wegen Belanglosigkeiten streiten, selbst wenn alle einer Meinung sind, aber wenn die Römer kommen geht’s ab und alle können plötzlich ganz viel und machen’s auch, weil’s wichtig ist.
Und als wir klar hatten, dass wir unsere Freunde brauchen, die Fördermitglieder-Idee. Erstens weil es gut ist zu wissen, dass man nicht alleine ist, aber auch, weil es gut ist, zu wissen, dass man nicht mehr alleine sein kann. Und selbst wenn niemand was sagt, es ist in den Köpfen und wir machen Dinge anders, weil wir wissen, dass jemand zuschaut. Das ist natürlich nicht mehr so unbedarft wie bisher, aber das ist auf jeden Fall gut.
Einer der entscheidenden Momente war als es das erste Mal sowas wie einen tatsächliches Interesse von der Gegenseite gab, mit uns in irgendeiner Form zu verhandeln! Den „wir haben einen Fuß in der Tür“-Moment und auch die Bestätigung, dass wir richtig vorgegangen sind.
Die Vorbereitungszeit war hart, viel und doll. Aber mich hat es beeindruckt, was für eine Wucht wir als Gruppe plötzlich entwickelt haben. Alle Kräfte wurden mobilisiert. Zu Teilen in einer für uns recht ungewöhnlichen Geschwindigkeit. Ideen und Taktiken wurden entwickelt, weiter verfolgt, teilweise wieder verworfen. Arbeitsgruppen zu den verschiedenen Baustellen wurden gegründet. Ich selber war Teil der Finanz AG, die sich jeden gottverdammten Montag Abend um 20h nach Job und zwischen Kind und Alltag traf und bis in die Nacht hinein Pläne geschmiedet hat. Schlafen wurde irgendwann zur Nebensache, der Kopf stand nicht mehr still. Unzählige Telefonate, Emails, Termine, Excel-Tabellen, Gespräche mit Anwälten, Notaren, Wirtschaftsprüfern und Steuerberatern.
Dann der erste Notartermin für die Satzungsänderung zur Aufnahme von Fördermitgliedern. Damit konnte der Stein schon mal los gerollt werden. Und es trudelten innerhalb kürzester Zeit so viele Anträge ein, dass ich meinen Augen nicht traute.
Dann der nächste Notartermin zur Gründung einer KG. Damit stand den Darlehensverträgen nichts mehr im Wege und das Ganze bekam eine handfeste Gestalt.
In der Zwischenzeit meldete sich die ST Janssen und verkündete uns, dass sie verkaufsbereit wären. Wir müssen nur noch die andere Hälfte der Erbengemeinschaft zum Verkauf überredet kriegen.
Holger, der nicht müde wurde, mit den Anwälten der Erben zu reden und sich zu treffen.
Jules, die nicht müde wurde, einen Film nach dem anderen ins Netz zu stellen, um ihn durch die Welt zu schicken, um Selbige um Hilfe zu bitten.
Das Schwierigste war herauszufinden, wie wir das Geld zusammenbekommen sollten. Es gab unterschiedliche Ideen: ein normaler Bankkredit, ein Synikatsprojekt schaffen, einer Genossenschaft beitreten, einen Teil des Geländes an eine andere Gruppe abgeben und dann eben die Idee, uns mit Hilfe des Schwarms ein System zu schaffen, welches solidarisch das Gelände für immer sichert und dem Immobilienmarkt entzieht.
Geld!!! Darlehen, Eigenbeiträge, Schenkungen. Wir mussten ein Konzept erstellen, wie wir über unsere begrenzten Eigenmittel hinaus genug Geld zusammenbekommen; durch private Darlehen, Schenkungen und Fördermitglieder, um in einer Versteigerung überhaupt eine reelle Chance zu haben.
Und es war enorm wichtig, dass alle sich selbst klar machten, machen mussten, wie weit sie jeweils gehen würden als SCHMERZ-Grenze, welches persönliche Risiko sie tragen würden, welche echten Probleme sie in Kauf zu nehmen bereit waren. Und es war wichtig, dass alle ihr Umfeld direkt angesprochen haben, unser Konzept erklärt haben.
Und es war enorm wichtig, keine Wege auszuschließen, viele Ideen mussten ausgesprochen werden, nur um sie wieder über Bord zu werfen.
Wir mussten uns zusammenfinden. Wir mussten reden. Das war in der großen Gruppe nicht immer einfach und kostete viel, viel Zeit. Jeder und jede hat ja ihre und seine ganz persönliche Beziehung zu dem schönen Platz…. Unterschiedliche Visionen, zu dem was hier entstehen soll. Unter welchen Bedingungen wir alles dafür geben, um unser Tal zu retten. Und ab wann es sich so anfühlt, als verkaufen wir unsere Seele.
Das war schmerzhaft und wunderschön. Wir sind uns so nah gekommen wie nie. Und wir haben dabei alle mitgenommen. Yeah.
Die beste Idee war das Erfinden der Fördermitglieder und die direkten Verhandlungen mit den Anwälten der Erbengemeinschaft, also der Versuch, das Gelände bereits vor der Versteigerung zu erwerben.
…ein Rambazaba-Sommerfest zu machen und Fördermitglieder zu werben.
Die richtig gute Idee war, die Gesamtheit aller unterschiedlichsten Ideen wirken zu lassen, so dass wir nie nur einen einzigen Masterplan hatten. Alle Ideen zu Verhandlungen, Finanzierung, Strukturen wurden in einer Vielzahl von Ansätzen abgeklopft. Und natürlich das Sommerfest als der Kick Off. „Wenn es Biesenthal nicht mehr gibt, gehe ich nach Teneriffa!“
Die Sache kommt ins Rollen
Es war Helloween, es war klar und sonnig, Puk und ich waren gerade eine kleine Wanderung zur Krummen Lanke unternehmen, dort, wo man dann das erste Mal aus dem Buchenwald auftaucht, direkt im Licht der Sonne über dem Feld zur Lanker Straße, brummelte das für die Wanderung extra leise gestellte Telefon und ich warf einen mürrischen Blick…: innehalten: „Puk, da muss ich wohl mal rangehen: Die Anwältin!“ – „… Ja, ich darf Ihnen mitteilen, dass die Erbengemeinschaft ihrem Angebot zustimmen würde, sie müssten jetzt schleunigst einen Kaufvertrag aufsetzen…. etc….“ „Wiederhören…“
…
Stille.
Unglauben.
Sie verkaufen.
Himmel, wem sagen wir denn jetzt zuerst Bescheid?!!
…
Erst mal niemandem, weiterlaufen.
Dann, an der Krummen Lanke, nach kurzer Nikotintanke, beginnen wir die Anrufkette…
Ich stand in meiner Küche und schnitze grad nen Kürbis für Halloween, als mein Telefon klingelte und Holger dran war. Der stapfte grad durch den Wald zusammen mit Puk, als er einen Anruf von der Anwältin kriegte, der Anwältin der 2. Hälfte der Erbengemeinschaft. Ein paar Tage vorher hatte sie uns aufgefordert, ein Kaufangebot zu unterbreiten. Sie würde das ihren Mandanten weiterleiten. Der Anruf bei Holger war quasi die Antwort auf unser Angebot. Holgers Stimme bebte ungewohnt und als er mir sagte, dass sie einverstanden sind, fiel mir vor Schreck das riesige Messer aus dem Kürbis fast auf den Fuß.
Ich hab am selben Abend noch spontan die Finanz-AG zusammen getrommelt zum Beratschlagen. Wir durften jetzt keinen Fehler machen.
Das war ca. 2 Wochen vor dem Versteigerungstermin. Es folgten unglaublich anstrengende 2 Wochen voll mit Gesprächen mit Notaren, Anwälten, Kaufvertragsvorbereitungen, ermüdendes Warten auf Antworten, Bangen, ob wohl auch wirklich alle Parteien mitspielen werden. Haben sie alle nötigen Vollmachten, Erbscheine und weiterhin den Wunsch, zu verkaufen? Warum antwortet unser Anwalt eigentlich nie bzw. erst immer so spät…?
Ich hab’s erst nicht geglaubt. Ich war gerade im Zoo und bekam einen Anruf mit der Nachricht.
Geglaubt hab ich’s, aber ich war mir nicht sicher, ob es technisch geht. Das war wirklich arschknapp.
Das war schon deshalb unglaublich, weil unser Angebot selbst eine Taktiererei war. Das ganze spielte sich ja weniger als zwei Wochen vor der Versteigerung ab und daher waren wir nicht sicher, ob die Erben nur sehen wollten, wie hoch wir gehen wollen…. Ich war voll mit Adrenalin, als Holger mich anrief, da nach tausenden Mails, Telefonaten, Treffen, Last-Minute-Aktionen plötzlich das Unglaubliche passiert ist. Wir mussten dann ja noch mit der anderen Partei verhandeln und den Preis drücken und erst als dort die Zusage kam, war es perfekt
Ich war bis zum Ende sehr skeptisch, ob das klappt. Habe mich immer mit der Freude zurückgehalten, um auch die anderen Strategien im Blick zu behalten, falls es doch nichts wird und wir unser Kärtchen auf der Versteigerung hoch halten müssen.
Der alles entscheidende Tag – und ein Happy End
Dann hatten wir endlich einen Termin zur Kaufvertragsunterzeichnung, 22 Stunden vor Versteigerungstermin.
Scheiße, ich musste da mit rein. Haben wir irgendwas übersehen, vergessen oder falsch gemacht? Was kann jetzt noch schief gehen?
Aus der Angst war mittlerweile eine riesen Verantwortung geworden, die kaum noch zu ertragen war.
Ich konnte die Nacht vorher nicht schlafen und war völlig erschossen, als ich morgens zum Büro fuhr. Ich musste ja noch arbeiten.
Vom Büro bin ich dann viel zu früh zum vereinbarten Treffpunkt mit den beiden anderen Vorständen gefahren. Es hätte ja auch die Bahn ausfallen können oder so was …
Eine gefühlte Ewigkeit hab ich da gewartet. Diese Last auf den Schultern wurde immer schwerer. Ich glaub, ich hab gezittert.
Dann kamen Mateo und Soni. Mateo musste tiefenentspannt noch unbedingt irgendwo was essen. Mir blieben die Bissen im Halse stecken.
Dann kam irgendwann der Moment der selbstbewussten Siegessicherheit. Das wird!
Kampfesbereit sind wir dann die Treppen hoch gegangen und warteten mit allen anderen Beteiligten auf den Notar. Steini bot sich als Überbringer des Livetickers an, wenn es mir möglich sein wird, aus dem Termin was zu schicken.
Ziemlich schnell war klar: das läuft. Wir werden uns einig.
Dann wurde unterschrieben. Krass. Gänsehaut! Unten hörte ich schon ne Menge Leute schreien, ich wusste ja bis dahin gar nicht, wer da unten vor der Türe ist.
Und dann sind wir runter gegangen. Ein unglaublicher Moment von kiloschweren Steinen, die von meinen Schultern fielen. All die Seelen, die da dran hingen. Kaum vorstellbar, was gewesen wäre, wenn´s nicht geklappt hätte.
Was für ein Wahnsinn – Unser! Mein Kopf ist voll mit Gedanken, ich bin wahnsinnig aufgeregt. Wir sitzen am Frühstückstisch. Ich: „Hast du deinen Ausweis dabei?“ Er:“ Äh, ja, warte, äh, ja, da ist er! Ich:“ Mist, guck mal schnell, ist der Ausweis noch gültig?“ Er:“ Mach keinen Scheiß!“ Er guckt auf seinen Ausweis:“ Ja, ist noch gültig…“ Puh, OK, kann also losgehen…Ich fahre zur Arbeit, der Sohn zur Schule und er zum Notartermin. Bei der Arbeit schaue ich immer wieder auf mein Telefon. Irgendwann beginnt Steinis Liveticker. Noch mehr Aufregung. Endlich kann ich gehen! Ich radle, nein, ich rase zum Notartermin! Ich verfahre mich, kann kaum noch klar denken…Dann sehe ich sie schon in der Ferne, ich bin zu spät! Es ist passiert, wir haben das Gelände! Ich bin wahnsinnig gerührt, Gedanken wie: Wir können nun immer zusammen sein, meine Familie, aber auch so etwas wie: Oh mein Gott, was für eine Verantwortung! kommen mir in den Kopf…Tränen laufen über meine Wangen und ich umarme sie alle…
Freudentaumel…Wir trinken, jubeln, weinen, lachen, telefonieren…
Aufbruchsstimmung. Weiterfeiern! Wir wollen uns alle in der Marie treffen. Wie auch ich sind einige mit dem Rad gekommen. Wir starten! Was für ein Gefühl…eine Mischung aus jugendlichem Wahnsinn und völligem Freiheitsgefühl nehmen wir uns die Straße…Mannomann, n bisschen viel Sekt getrunken…wir grölen, rufen den Menschen auf den Straßen zu, dass es unser ist, wir haben gekauft! Am Brandenburger Tor entlang, über die großen Plätze, fühlt sich an wie damals, als wir illegal auf Berlins Straßen gefeiert haben… Als wir in der Marie ankommen, zum Glück alle heil, sind wir mehr geworden. Freunde, Freunde von Freunden…alle freuen sich mit uns. Wir feiern weiter…an diesem Abend trinke ich soviel Sekt wie schon lange nicht mehr, egal…
Nach einem rauschenden Fest falle ich sehr glücklich und betrunken ins Bett.
Über den Tag mag ich gar nicht so viel sagen. Schön war’s. Manche von uns hab ich noch nie so betrunken gesehen. Ich hab mich sehr gefreut, ich mag es gerne, wenn Sachen klappen, die eigentlich nicht klappen können.
Es war unwirklich. Surreal und ein bisschen wie nach’m Abi. Absolut wunderbar, aber irgendwie auch klar, dass jetzt alles anders wird (was gut ist), aber auch unklar wie. Eine neue Freiheit, die aber auch gleichzeitig neue Verantwortung bedeutet und neue Probleme und Fragen und Sorgen, aber auch Möglichkeiten und Begehrlichkeiten und all das.
Am Tag der Vertragsunterzeichnung war ich zum Arbeiten an einem Theater in Süddeutschland. Dort hatte ich sehr anstrengende Anproben in der Kostümabteilung, die eigentlich meine volle Aufmerksamkeit brauchten. Trotzdem schielte ich alle 2 Minuten auf mein Handy, um zu sehen, was gerade im Liveticker passiert. Als die Nachricht kam, dass der Vertrag unterzeichnet wurde, war ich gerade auf dem Klo der Damenschneiderei. Ich bin in lauten Jubel ausgebrochen und habe zurück in der Anprobe mit den Schauspielern weiterbejubelt. So richtig konnte dort zwar keiner
verstehen, was in mich gefahren war, aber sie haben sich gefreut, dass scheinbar irgendwas Großes und Tolles passiert war.
Ein sehr surrealer Tag… zu viele Einflüsse, die mein Hirn nicht verarbeiten konnte (Freude, Spannung und bis zur letzten Sekunde der nagende Zweifel.. ob jetzt doch noch etwas passieren könnte ..und der Vertrag nicht zu Stande kommt!!!) neben dem Skaterhund und den strahlenden Gesichtern…die Freude und riesige Dankbarkeit… Selbst Wochen später wirkte dieses Ereignis und die Tatsache, dass wir es tatsächlich geschafft haben.. wir bleiben können…noch unwirklich!!!
Es war wie im Traum, ich mußte mich ständig kneifen und als der Hund auf dem Skatboard kam… Es kamen Kurznachrichten, wie es läuft, 1:0 für uns , 1:1, 2:1, ich glaube, wir haben 4:1 gewonnen, so genau weiß ich das nicht mehr, Freudentaumel… Die Freude hat sich angefühlt, wie die Geburt eines Kindes. Plötzlich ist das Wunder da, unwiederbringlich. Die ganze Arbeit, um das möglich zu machen, wurde belohnt, alles hatte einen Sinn. Es wird einer der Glücksmomente sein, die sich tief bei mir eingegraben haben.
Aufgewacht, stand direkt senkrecht im Bett, die ganze Nervosität in einem plötzlichen Putzfimmel verarbeitet – wie langsam kann die Zeit eigentlich vergehen?! Unter Strom in die Pedale, die erste SMS – alle sind da !! – die meinen es Ernst … der Liveticker, so schön die Gruppe zusammen, nach all diesen Monaten und Kampf, an den Grenzen … Jeder tippelt von einem Fuß auf den anderen, an dem wolkenverhangenen Tag findet uns ein Sonnenloch, der Live Ticker … und dann die alles entscheidende Nachricht, es ist unterzeichnet !! Luftsprung, Tränen, Freudige Explosion … – Korkenknall, der Hund … Nicht greifbar, ist das alles nur ein Traum ….? Junggesellen-style Radtour durch die Stadt „WIR HABENS“ … zum Durchdrehen, wenn man einfach nicht weiß, wohin mit seiner ganzen Freude … mit unzähligen Gläsern Sekt angestoßen, jedem im Arm gelegen … und tiefste, endlose DANKBARKEIT – auch, dass ich jetzt weiter an Wunder glaube. 😉
P.S.: … ich hab selten so wackelige Bilder gedreht!
Ich konnte leider nicht dabei sein. Hatte meinen ersten Arbeitstag im neuen Job.
Trotzdem hab ich innerlich gefeiert und die U-Bahn-Fahrt nach der Arbeit zur Party hat sich anders angefühlt als sonst. Ich hatte eine neue Perspektive auf die Welt.
Wir hatten es geschafft. Es geht weiter. Es ist noch nicht zu Ende. Wir dürfen zu Hause bleiben.